Donnerstag, 16. Oktober 2014

Video als Social Media Tool 4/5


4. Storytelling & Dramaturgie


(weiter unten kommt ein Video, versprochen!)
Der beste Witz kann immer noch von einem schlechten Erzähler verdorben werden. So ist Storytelling - oder Dramaturgie - für Social Media eben das Handwerk, mit dem wir unsere gute Idee in die richtige unterhaltsame und teilenswerte Form bringen. Fängt schon bei der Frage an, WAS passiert WANN im Video?

Timing 


Onlinevideos müssen das Nose-Body-Tail Zuschauerverhalten im Blick haben - Im Kino laufen die Leute nicht gleich raus, wenn eine Szene mal ein bisschen langweilig ist. Online schon!

(img by wistia)

Sek 1-10: Hier gibt es einen großen Absprung, dem kann mit einem Eyecatcher / Incentive entgegengewirkt werden.

Mittelteil: Hier muss das Versprechen eingelöst werden, der wertvolle / informative Teil soll den Zuschauer in keiner Sekunde langweilen.

Ende: Sobald ein “End”-Signal kommt (Logo, Musikwechsel bzw. -Ende) steigen viele Zuschauer aus. Unser Highlight, die überraschende Wendung, der Call2Action, oder was immer wir mit dem Video vermitteln wollen, muss vorher passiert sein.


Dramaturgie eines Flirts 


Die Dramaturgie eines gelungenen Videos ist wie ein gelungener Flirt:

Flirt
Was passiert
Im Video
Eyecatcher
Erstes Interesse wecken, erster Eindruck: z.B. Kleidung, Blickkontakt, Parfüm,
Oft: Kontakt durch Dritte
Vorschaubild
Titel
Weiterleitung durch einen Bekannten (=Vorstellung)
Versprechen
Ich kenn da einen genialen Witz, falls Du ihn hören willst...
Sek 1-10 - Neuigierde wecken, ein Rätsel, eine Frage, eine Kurzinfo, was folgt usw.
Begeistern
Hier der Witz.
Body (Sek 11-60): Die Story, der Witz, die wichtige Info, der Bedarf usw.
Vertrauen aufbauen
Wir haben denselben Humor, ist das nicht klasse? Ich kenn noch mehr Geschichten,….
Gemeinsam tun wir dies oder jenes, oder: Das geb ich Dir, das gibst Du mir.
See you again
Telefonnummer
Klick auf den Weiterleitungslink zu unserer Kampagnenseite

Zu Beginn wird die Aufmerksamkeit gesucht, dann ein Versprechen gegeben - und dieses muss man unbedingt auf jeden Fall einhalten, am besten noch übertreffen. Danach haben wir ein wenig Vertrauen gewonnen - und das investieren wir in unser Ziel, unser Anliegen unsere Bitte UND in die Weiterleitung, die das hoffentlich auslösen wird.
(OK HIER ENDLICH EIN VIDEO)

Youtube Direktlink   Ja, es geht irgendwie auch um einen Flirt - ein toller NGO-Spot


Dramaturgie und Spannung


Filme erzählen Geschichten und die Kunst des Geschichtenerzählens ist Dramaturgie. Die beiden Basiselemente jeder Dramaturgie sind Steigerung und die überraschende Wendung. 
Aber Achtung - das Handwerk ersetzt nicht Kreativität! Die gute Idee entsteht nicht, indem man die Prinzipien guten Storytellings anwendet. Aber wendet man sie nicht an, kann man auch die allerbeste Idee gründlich ruinieren. 

Steigerung: Das kennen wir alle aus Krimis oder Actionfilmen: Der Showdown ist unvermeidlich in den letzten 15 Minuten und alle Fäden des Filmes führen letztendlich dorthin - wenn der Dramaturg sein Handwerk versteht. Ein gutes Beispiel für eine Steigerung erläutere ich in "Kinder sehen Euch"

Die überraschende Wendung: Das einfachste Beispiel für eine überraschende Wendung ist die Pointe in einem Witz. Mit der Überraschung wird die bisher aufgebaute Spannung schlagartig abgebaut. Man kann das vergleichen mit einem Bogen, der einen Pfeil abfeuert. Dieser Moment wird als sehr befreiend empfunden, darum lässt uns ein Witz auch lachen, genauso, wie wenn wir nach einer Prüfung gesagt bekommen, dass wir bestanden haben. Zudem birgt die Überraschung bei guter Dramaturgie oft auch eine Moral oder Aussage. Jede Fabel ist so aufgebaut. Ein gutes Beispiel dazu seht Ihr in meinem Beitrag "Sch*** auf die Armen!"

Show, don't tell:  Ein wirklich guter Film wird immer noch verständlich bleiben, selbst wenn man den Ton abdreht. So ist die Basis aller Geschichten nicht das gesprochene Wort, sondern die Handlung. Das ist in der NPO-Welt ein oft vernachlässigtes Prinzip guter Dramaturgie. Dahinter steht das Missverständnis, Film wäre ein Informationsmedium. Doch dem ist nicht so! Film ist zuerst einmal ein Unterhaltungsmedium. Vergisst man dies und filmt nur die “talking heads”, wird ein Film schnell so unterhaltsam wie das Telefonbuch.

(Sagt mal, wollen wir uns nicht jeden Montag zum Video-der-Woche hier verabreden? Gib einfach Deine Mail oben rechts ein...nächsten Montag geht's um einen Japanischen NGO Spot über Autismus...Na?)

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