Montag, 13. April 2015

April April


Video der Woche

Hat Euch jemand in den April geschickt, vor zwei Wochen? Nein?
Na...dann kommt hier nachträglich noch einmal DIE Chance:

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"Prank-Advertisment" - so nennt man den neuen Hype der Werbebranche, der schon längst in die NonProfit-Welt übergeschwappt ist. Viele von Euch kennen sicher  LG's Meteor-Einschlag oder den Belgischen "Push-to-add-Drama"- Prank, zwei der größten viralen Erfolge in letzter Zeit:

  

PuppySwap, das erste Video oben, ist eine "Hunde-sind-kein-Wegwerfprodukt" - Kampagne der Tierschützer von PuppySwap aus Toronto/Kanada. Und sie spielen in derselben Liga. - Ok, zweistellige Millionenzahlen haben sie nicht erreicht, aber der Puppy-Swap Spot ging ebenfalls viral auf Reisen, gepuscht durch Blog- und Medienberichte (siehe die kleinen Knicke in der Statistik), wie etwa in der Huffington Post:

Und sie sind nicht die einzigen, die auf Pranks setzen!
Zum 1. April lieferten Kars4Kids.org einen herrlichen Aprilscherz, indem sie ihr eigentliches Spendenmodell umkehrten:

Eigentlich kann man bei KARS4KIDS.org sein altes Auto spenden, und das Geld geht dann in Erziehungsarbeit mit benachteiligten Kindern einzusetzen.

Prank - Dramaturgie

Jeder Prank - wie ja auch jeder gute Aprilscherz - lebt davon, dass irgendwer grandios reingelegt wird - das können wir selber sein (im PuppySwap, Kids4Kars) oder aber stellvertretend andere, mit denen wir mitleiden und -lachen (LG-Meteor-Prank, der übrigens komplett mit Schauspielern produziert wurde, zwinker, zwinker). 
Und wie jeder Witz hat auch der Prank dadurch eine extrem starke dramaturgische Wendung, nämlich wenn der Groschen fällt, aber sein eigentlicher Sexappeal entsteht woanders: Es werden nämlich ECHTE Menschen reingelegt, egal ob wir oder andere. Es ist real  (Außer bei LG). Und wie Reality-TV oder der Unfall auf der Gegenspur der Autobahn entwickelt das seine eigene Gravitation - das hat seine Vor- und Nachteile. Es ist nämlich auch ein Spiel mit dem Feuer, weit mehr als Flashmobs oder Guerilla-Aktionen. 

Risiko vs. Benefit

Pranks sind wie Risiko-Aktien: Sie bieten weit überdurchschnittliche "Rendite" bei geringem Einsatz - haben aber auch ein viel höheres Risiko, man kann nämlich auch sehr viel verlieren, bei NonProfits und Kommerziellen sozusagen alles: Die Glaubwürdigkeit der eigenen Marke.

Grund genug für viele NonProfit-Entscheider, sich nicht auf's dünne Eis zu begeben und vom sicheren Ufer der Seriösität neidisch auf Aktionen wie "Fuck the poor" zu blicken, deren Popularität davonfliegt wie die Zugvögel im Herbst. Und JA: Zahlen sind noch kein Erfolg, es müssen auch Taten folgen...oder Spenden. Das ist nicht immer der Fall, auch bei viralen Stars nicht.

Allerdings haben NonProfits gegenüber kommerziellen Marken schon einen ziemlichen Vorteil: Sie haben einen Vertrauensvorschuss und sehr oft ist die Botschaft extrem positiv konotiert - wir lernen oft etwas, das wir ebenfalls so sehen, aber vielleicht vergessen haben, und das kommt der Kampagne zugute. PuppySwap etwa wird von Bhupesh Shah, einem Professor der Seneca College’s School of Marketing trotz mancher kritischen Kommentare als voller Erfolg gewertet:
"In this case it works, he says, because the THS is positively viewed and the video makes a real emotional connection with viewers. (Quelle)"

Ein Best-Practice Beispiel

Hier ein Beispiel aus Tunesien, das ich für einer der besten NonProfit-Pranks der letzten fünf Jahre halte: Nach dem Sieg über Diktator Ben Ali macht sich dort nämlich Wahlmüdigkeit breit. Dieser Prank geht mit einer fantastischen Idee dagegen vor: Einem Ben-Ali Wahlplakat (Etwa so, wie wenn man bei uns ein Hitler-Wahlplakat äufhängen würde). Und damit Euch einen schönen Montag.

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