Montag, 4. Mai 2015

Kauf einen Sklaven!


Video der Woche

Mal ein richtig waschechtes Fundraising-Tool..diese Box brachte vor kurzem auf dem Alex in Berlin die Leute zum Spenden. Ganz ohne jeden Dialoger oder Fundraiser...

Youtube Direktlink

Klar, dieses Social Experiment ist natürlich kein Devisenbringer, sondern es ging eindeutig um die Awareness. Aufgestellt wurde die Box von Fashion Revolution, einer UK-NGO mit Ablegern in fast 70 Ländern, u.a. eben auch Deutschland. Gegründet nach dem Zusammenbruch der Textilfabrik Rana Plaza in Bangladesch, bei der fast 1000 "Niedriglohnarbeiter" zu Tode kamen.

Niedriglohnarbeiter? Meine Güte, manche Sklaven wurden besser behandelt - diese Textifabriken sind für die Armen in Asien das, was Hühnerfarmen für unsere Billig-Hähnchen sind: Erbarmungslose Massenbetriebe für Nutzvieh. Wer ein T-Shirt für 2,-€ kauft, der kauft einen Sklaven...gewissermaßen.

Social Experiment - gewusst wie!


Es gibt sie inzwischen wie Sand am Meer, die Sozial-Experimente - ich erinnere an Blut und Schande aus Indien. Aber deren Videos schaffen es nicht unbedingt in die Top der Klickzahlen. Dieses hier hat einige Elemente, mit denen das gelungen ist. Und zwar schlicht über den magischen Massenmedien-Beschleuniger. Kaum eine Redaktion, die nicht darüber berichtet hat, sei es RTLDer Stern, die Berliner Zeitung und viele, viele Blogger - auch international. Wie das geht? Ganz einfach (aber nicht ganz billig!)
  1. Macher der Kampagne war BBDO, eine der Top-Kreativ-Agenturen. Sie haben natürlich hervorragende Pressekontakte. Zumal wer Geld für diese Agenturgröße hat, hat auch Geld für eine Seeding-Kampagne und eine Pressekampagne dazu.
  2. Die Machart des Videos ist professionell, so gut, dass z.B. RTL das Material problemlos 1:1 übernommen hat (günstiger kommen sie nicht an einen "bunten" Bericht)
  3. Das Experiment ist gesellschaftsfähig, denn es trifft bei sehr vielen Menschen auf Zustimmung. Wer würde schon FÜR Sklavenhalter-ähnliche Arbeitsbedingungen sein?

Wirklich Viral?


Wie schon in 'Teilenswert im Fahrstuhl' beschrieben: Große Abrufzahlen sind noch nicht ein viraler Erfolg. Leider ist die Statistik für dieses Video deaktiviert worden (kein gutes Zeichen). Ein Blick auf die Kommentar-Zahlen jedoch zeigt lediglich knapp 3 Promille Interaktionen
Das ist jetzt eher wenig und deutet mehr auf einen "gekauften" Erfolg. Videos, die eine echte gesellschaftliche Debatte auslösen oder virale hohe Teilungsraten haben, animieren viel stärker zum Liken/Disliken und Kommentieren. Mindestens mal im einstelligen Prozentbereich. Dennoch: Die Kampagne hat alles zum viralen Erfolg - und: Viraler Erfolg ist auch nicht alles. Das einzige, was zählt ist nämlich am Ende wirklich nur der "Erfolg".  Und den kann man nicht abstreiten. Die Awareness wurde erreicht - sie das Medienecho!





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